Schulkonzert

Auch Könner brauchen Mut

Schulkonzert des Gymnasiums Berchtesgaden

Berchtesgaden – Die vorbereiteten Stuhlreihen in der Aula reichten nicht aus, um allen, die aus verwandt- und freundschaftlichen Gründen, oder einfach, weil sie sich vom Könnenstand der Nachwuchsmusiker überzeugen wollten. Es mussten zusätzliche Sitzgelegenheiten herangeholt werden, die am Ende des Schulkonzertes, so „ordnete“ es Direktor Andreas Schöberl an, in exakten Zehnerstapeln hinterlassen werden mussten, um den Hausmeister und ihn selbst zu entlasten.

Dazwischen allerdings lagen zwei spannende Stunden, in denen die Schüler musikalisches Talent und Fertigkeiten auf ihrem Instrument zeigen durften. Und sie nutzten diese Chance in der Regel aus, wobei schon allein der Mut Respekt abverlangte, das Können auf der großen Bühne, vor hunderten von Zuschauern und -hörern zu präsentieren. Schon allein die Verbeugung nach dem letzten Ton schien vielen, vor allem den jüngeren Musikern eine immense Herausforderung zu sein. Als der letzte Ton endgültig verklungen war und alle Stühle im Stapel standen durfte das Publikum mit der Gewissheit nach Hause gehen, einem interessanten Konzertabend mit teilweise herausragenden Leistungen der Musizierenden beigewohnt zu haben.

Schlagkräftig begann das Programm, wie Direktor Andreas Schöberl anmerkte, der im Übrigen zwei vollgepackte Stunden mit guter Unterhaltung versprach. Ein Versprechen, dass keineswegs auf wackeligen Beinen fußte, sondern auf der zuverlässigen Erfahrung.
„Musik wird störend oft empfunden, derweil sie mit Geräusch verbunden“. Hat Wilhelm Busch gesagt und im Schulkonzert Evi Paulusberger untermauert. Mit “Rap is in the House“ trommelte sich ihre Schlagwerkgruppe nachdrücklich auch in die Herzen derer, die ihre Hörgeräte vergessen hatten. Danach folgten leisere Töne vom Block der jüngeren und dann sich im Alter steigernden Piano-Gruppe. Anna Wenig stellte gleich drei Stücke vor, von denen wohl „Wenn ich ein Vöglein wär“ das bekannteste war. Sascha Beck, Leopold Müller-Bardorff und Lucas Pilger zeigten dann ihr Können, da war es auch nicht wichtig, dass „Für Elise“ von Ludwig van Beethoven gleich zweimal erklang. Über daneben gegangene Töne und nicht auf dem Notenblatt vorgesehene längere Pausen soll hier nicht berichtet werden, Vielmehr über den Mut der jungen Pianisten, sich auch die „große Bühne“ zu wagen.

Mut muss natürlich auch den Schlagwerkern Lena Hofreiter und Manfred Schrapfl bescheinigt werden, die sich anschließend verdient den Beifall des Publikums abholten, genauso wie Julia Niedermeyer, die mit Johann Sebastian Bachs „Präludium in C-Dur“ eine überaus bemerkenswerte Leistung am Flügel hören ließ. Ihr folgte Maximilian Wohland mit seiner Violine, ein offensichtlich musisches Talent, bühnenerprobt in verschiedenen Genres und mit einer im Scheinwerferlicht glitzernden Jacke, die auch gut in Fernsehshows für Furore sorgen könnte. Vielleicht kommt das ja noch. Dass er auch sein Instrument beherrscht, bewies er mit Astor Piazzollas vielgehörtem Ohrwurm „Libertango“. Und weil wir gerade bei herausragenden Leistungen sind, darf auch die Harfenistin Eva Friedrich nicht vergessen werden, die sich mit „Flower“ von Katrin Unterlercher eindrücklich in die Publikumsgunst spielte.

Als Gast offerierte Helian Zehetmair überzeugend und gekonnt Gabriel Faures vielgespielte „Elegie“ auf dem Cello, begleitet von seiner Mutter Yu Ying Zehetmair am Flügel, und bevor die Schlagwerkergruppe (C. Goericke, M. Klubitschenko, F. Schuster, J. Graßl, S. und T. Nüß, N. Bachmann, M. Hanke, M. Schapfl und L. Hofreiter) von Evi Paulusberger mit „Power Play“ den Paukenschlag zur Pause ablieferte, gab es noch den wirklich besonderen Auftritt von Viktoria und Caroline Jost, die an Beatles-Zeiten mit „Let it Be“ eindrucksvoll erinnerten.
Der zweite Konzertteil gehörte vor allem den Gruppen. Zunächst dem von Simone Resch geleiteten Schulchor und hernach dem Schulorchester unter der Stabführung von Markus Hanke, der auch gemeinsam mit Simone Resch die Gesamtleitung des Schulkonzertes innehatte. Dazwischen durften noch Elisabeth Seehuber, die, begleitet von Zsuzsanna Kiss die „Cavatine“ des (fast) vergessenen Komponisten Joachim Raff auf der Violine spielte und Leonie Mandlik mit dem 1. Satz aus dem Klarinettenkonzert Nr. 3 von Carl Stamitz glänzen. Subjektiv gesehen waren das wohl die beiden bemerkenswertesten Soloauftritte des Frühabends.

Nicht vergessen natürlich der Schulchor, der sich erfolgreich an Liedern in verschiedenen Sprachen versuchte und von „Welcome ev`rybody“ bis zu „Vois Sur Ton Chemin“ aus dem Film „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ eine beschwingte, fröhliche Stimmung verbreitete, die auch nicht abnahm, als die Chorleiterin das Publikum zum Mitsingen, inclusive gymnastischer Übungen aufforderte. Verstärkt durch die Schlagwerker Simon Nüß und Matthias Hanke sowie Matti Klubitschko und Evi Paulusberger brachten der Chor, der, so schien es, im Vergleich zum Vorjahr über mehr „männliche“ Stimmen verfügt, eine angenehme exotische Note in den Abend mit der „South African Hymn“.

Mit „Gonna Fly Now“ von Bill Conti sowie „Eye Of The Tiger“ von Frankie Sullivan und Jim Peterik setzte das von Markus Hanke geleitete vielstimmige Schulorchester den vorläufigen musikalischen Schlusspunkt unter ein sehr geglücktes und viele Überraschungen bietendes Schulkonzert. Das aber noch ein multistimmiges echtes Ende parat hatte. Alle zusammen, einschließlich des von den Musiklehrern in Stimmblöcke geteilten Publikums, intonierten „Spring“ von Thord Gummesson, einer Ode an den Frühling.

Das gemeinsame mehrstimmige Singen hatte Schuldirektor Schöberl vorausgesagt (befürchtet). Bevor er allen Mitwirkenden und besonders den „Machern“ seinen Dank aussprach, wollte er noch eine Kritik an der bayerischen Schul-Politik loswerden. Ausnahmsweise, denn im Normalfall sei er ein stiller, Vorgaben ausführender Beamter, aber die Nachricht, dass die musischen Fächer „beschnitten“ werden sollen, und andere Zweige als „unantastbar“ gelten, könne er nur schwer hinnehmen. Er werde im Gegenteil musische Fächer aufstocken, kündigte er, vermutlich noch unter dem Eindruck eines guten Schulkonzertes, an. Danach verteilte er noch Blumen im Topf und wohl mindestens im Nahbereich stark duftende Präsente an Evi Paulusberger, Yu Ying Zehetmair, Simone Resch und Markus Hanke.

Dieter Meister

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Mit Nachdruck verschaffte sich das Schlagwerk-Ensemble von Evi Paulusberger (r.) Gehör. Fotos: Meister
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Bühnenerprobt und musikalisch Beeindruckend; Maximilian Wohland.
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Einen erfrischenden Beitrag lieferte der Schulchor von Simone Resch.
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Ein Dank für die „Macher“ (v.l.): Schuldirektor Andreas Schöber verteilte Blumen und Präsente an Evi Paulusberger, Yu Ying Zehetmair, Simone Resch und Markus Hanke.
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Zu den bemerkenswerten Auftritten gehörte auch der von Harfenistin Eva Friederich.